74 —
von Preußen, als an das Haupt des hohenzollern'schen Geschlechts,
abgetreten, und seit dieser Zeit gehören nun diese Ländchen zum preu-
ßischen Staate. Sie bilden unter dem Namen „hohenzollern'sche
Lande" einen besonderen Verwaltungsbezirk. An der Befestigung
und stattlichen Wiederherstellung der königlichen Stammburg ist seit
1850 fort und fort rüstig gearbeitet worden, so daß sie jetzt dasteht
als ein herrlicher Schmuck des Reiches !ver königlichen Hohen-
zollern, welches sich ausdehnt „vom Fels zum Meex^r —..
Wie viel Provinzen des preussischen Staates habt ihr früher kennen
gelernt? — Wie heissen sie? — Wie liegen die hohenzollernschen Lande von
dem übrigen Königreich Preussen? — Seit wann ist das Geschlecht der
Hohenzollern in der Geschichte bekannt? — Wann wurde ein Nachkomme
dieses Geschlechts Markgraf von Brandenburg? — Wie hiess dieser? — Aus
welchem Geschlechte stammen die Könige von Preussen ab? — Seit wann
sind die hohenzollernschen Lande mit dem Königreich Preussen vereinigt ? —
38. Das Königreich Bayern.
(23.)
Östlich von dem Königreich Würtemberg liegt auf beiden Seiten
der Donau das Königreich Bayern. Zu Bayern gehört aber auch
noch die getrennt hiervon auf dem linken Rheinufer gelegene Pfalz,
Rheinbayern genannt. Das eigentliche Bayerland, Altbayern, liegt
südlich von der Donau an den Nebenflüssen: dem Lech, der Isar
- und dem Inn, welche aus den Tyroler Alpen kommen und eine hoch-
liegende Ebene durchströmen. Der nördlich von der Donau gelegene
Theil Bayerns, das Frankenland, ist östlich vom Böhmerwalde,
nordöstlich vom Fichtelgebirge und westlich vom Spessart durch-
zogen, und wird von mehreren Nebenflüssen der Donau — unter dettm
die Naab und die Altmühl bemerkenswerth sind — und dem Main
mit seinen Nebenflüssen bewässert. Das Königreich Bayern hat einen
Flächenraum von 1380 Quadratmeilen mit 4,801,000 Einwohnern.
Ackerbau und Viehzucht sind in Bayern so einträglich, daß das
Volk nicht in Fabriken seinen Unterhalt zu suchen nöthig hat.
In Altbayern, an der Isar, liegt die Haupt- und Residenz-
stadt München, mit mehr als 170,000 Einwohnern. An neuen,
schönen Bauwerken, Sammlungen von Gemälden, Bildersammlungen
und andern Kunstwerken übertrifft München alle übrigen Hauptstädte
Deutschlands. Auch hat München eine bedeutende Universität und
die größte Bibliothek in Deutschland,^ die aus 800,000 Bänden
besteht. Für den Fremden ist also vielerlei dort zu sehen. Daß so
viel Bier in München und überhaupt in Bayern getrunken wird,
mag ihm vielleicht auffallend erscheinen; er wird dabei aber bedenken,
daß eben dadurch der weit schädlichere Branntwein, die Pest so vieler
Orte, verdrängt wird. Die Brauereien in München und in ganz
Bayern gehören zu den großartigsten Gewerben; sie fördern den Acker-
bau, und die Ausfuhr der bayerischen Biere ist nicht unbedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Ortsnamen: Preussen Brandenburg Preussen Bayern Königreich_Würtemberg Donau Bayern Rheinbayern Altbayern Donau Donau Bayerns Donau Main Altbayern Deutschlands Deutschland
89
Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten
wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie
kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie
•viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel
Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie
Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde
sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! —
Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes
Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r -
reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871
wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten
Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen
Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west-
lichen? — Südlichen? — Östlichen?
Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders
auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung
und Hauptstädte!
Ii. Me Natur Deutschlands.')
1. Die drei Naturreiche.
Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die
ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur-
Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte
sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben —
entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien.
Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera-
lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle
Pflanzen? — Wie alle Mineralien? —
A. Das Thierreich.
I. Säugethier e.
2. Das Pferd.
Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig
steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und
Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge,
das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren
spielt und lauscht es aufmerksam.
Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr
wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals
*) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18
Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl
— nach Zeit und Umständen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Liechtenstein Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschland
249
nahmen zur Befreiung der Herzogthümer Schleswig-Holstein von der
Vergewaltigung der Dänen. Preußen hatte Österreichs Theilnahme an
dem Kriege gewünscht, um die Einmischung des Auslandes in diese
deutsche Angelegenheit abzuhalten, andererseits aber auch, um in der
Leitung derselben nicht von den Mittel- und Kleinstaaten am Bunde
abhängig zu sein. Österreich hielt seine Betheiligung für rathsam, um
Preußens Schritte im Norden zu beobachten und diesem die Vortheile
des Sieges nicht allein zu überlassen — und» so wurden denn die
beiden deutschen Großmächte hier Bundesgenossen im Kampfe um
Schleswig-Holstein.
Ä?. Der Schleswig-Holstein'fche Krieg.
(1864.)
Seit gar langer Zeit standen die deutschen Herzogthümer
Schleswig-Holstein unter der Regierung der Könige von Däne-
mark. Dabei blieben aber die alten Grundsätze bestehen, wonach die
Herzogthümer nicht mit Dänemark vereinigt, sondern als selbstständige,
fest mit einander verbundene Staaten — „up ewig ungedeelt“ —
bestehen bleiben und nach eigenen Landesgesetzen regiert werden sollten.
Schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts fing man aber
in Dänemark an, das hergebrachte Recht der Herzogthümer zu verdunkeln,
den Bewohnern deutsche Sitte und deutsche Sprache zu verküm-
mern und dafür in Kirche und Schule ihnen das Dänische aufzu-
dringen. Standhaft widersetzten die Schleswig-Holsteiner sich diesen
Versuchen. Das ging unter vielen Wechselfällen so fort, bis der König
Christian Ix. am 18. November 1863 eine neue, vom dänischen
Reichsrath genehmigte Verfassung unterzeichnete, nach welcher das
Herzogthum Schleswig von Holstein getrennt und der dänischen
Monarchie einverleibt werden sollte. Da hierin eine offenbare Ver-
letzung -des Rechtes der Herzogthümer lag, so forderten Österreich
und Preußen den König Christian auf, diese Verfassung zurückzunehmen.
Die Aufforderung blieb ohne Erfolg — und so mußte denn der Krieg
entscheiden, den jetzt Österreich und Preußen gemeinschaftlich unter-
nahmen. Im Januar 1864 rückten die vereinigten Österreicher und
Preußen, 45,000 Mann stark, in Holstein ein. Am 2. Februar
wurden die Schanzen bei Mifsunde von den Preußen beschofien, und
als die Österreicher bis zu dem von den Dänen besetzten „Danne-
werk", einem durch Wall und Graben, durch Schanzen und Forts
besetzten Damm, vorgedrungen waren, hatten die Dänen sich bereits
nach Norden zurückgezogen. Unweit Flensburg wurden sie von den
Österreichern eingeholt und bei Oversee am 6. Februar geschlagen.
Am 9. Februar rückten die ersten Preußen in den Sundewitt ein.
Nach einer längeren Belagerung und Beschießung der „Düppeler
Schanzen" erfolgte am 18. April der denkwürdige Sturm auf
dieselben. Um 2 Uhr Nachmittags waren die Schanzen in Besitz der
Preußen und das ganze Festland Schleswigs von den Dänen befreit.
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ix Christian
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Dänemark Holstein Holstein Flensburg Oversee Schleswigs
250
Es war ein glorreicher Tag für die preußischen Krieger. Er hatte
den Dänen 5000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen
gekostet; der Verlust der Sieger betrug 1188 Mann, darunter 70 Of-
fiziere. — König Wilhelm eilte selbst nach dem Sundewitt, um bei
feierlicher Parade den Truppen persönlich seinen Dank auszusprechen.
Drei Tage verweilte er im befreiten Lande und kehrte mit den
Trophäen*) von Düppel (118 Kanonen, Fahnen rc.) und einem Ehren-
geleite von 127 der Tapfersten unter den Siegern in die jubelnde
Hauptstadt Berlin zurück.
Während der Belagerung und Einnahme von Düppel waren die
Österreicher und die preußischen Garden nach Norden vorgedrungen
und hatten die Halbinsel Jütland besetzt. Nachdem hierauf die Preußen
am 29. Juni die Insel Alsen eingenommen und die Dänen auch
zur See von der österreichischen und preußischen Flotte schwere Nieder-
lagen erlitten hatten, mußte König Christian am 30. October 1864
Frieden schließen und die Herzogthümer Schleswig, Holstein und
Lauenburg nebst den dazu gehörigen Inseln an die Sieger abtreten.
So war denn zur Freude aller Deutschen das Werk der Befreiung
der Herzogthümer von dänischer Bedrückung vollendet. Aber noch ahnte
man nicht, daß über die Theilung und Verwaltung der gemein-
schaftlich erworbenen Herzogthümer bald ein zweiter — zwar kurzer,
aber sehr blutiger — Krieg ausbrechen, und daß eben dieser Krieg
endlich die Lösung des Zwistes um die Führerschaft in Deutschland
zu Gunsten Preußens entscheiden sollte.
418. Die Auflösung des deutschen Bundes.
(14. Juni 1866.)
Durch den Wiener Friedensvertrag waren der Kaiser von Öster-
reich und der König von Preußen gemeinschaftlich Besitzer
der Herzogthümer Schleswig-Holstein-Lauenburg geworden. Sie
ließen einen Theil ihrer Truppen als Besatzung in den Herzogthümern
zurück und ordneten für die Verwaltung derselben eine gemeinschaft-
liche provisorische**) Regierung an. Österreich konnte auf den Besitz
der Herzogthümer, von denen seine übrigen Länder weit entfernt liegen,
nur geringen Werth legen und beantragte^schon bald nach dem Friedens-
schluß bei Preußen die gemeinschaftliche Übertragung derselben an den
Prinzen Friedrich von Augustenburg, der bereits früher sein Erb-
recht auf diese Länder geltend zu machen versucht hatte. Preußen da-
gegen, als der natürliche Beschützer der Nordmarken Deutschlands, mußte
in seinem eigenen und im Jntereffe Deutschlands von dem zukünftigen
Fürsten der Herzogthümer verlangen: — eine innige Verbindung
der gesammten Wehrkraft der Herzogthümer mit dem preußischen
Heere und der preußischen Flotte — ungehinderte Anlegung von
Kriegshäfen im Lande — Gestattung des Baues eines Nord-Ost-
*) Trophäen = Stegoszcichen.
**) provisorisch — vorläufig, einsiwckle».
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Christian Friedrich_von_Augustenburg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Holstein Lauenburg Deutschland Deutschlands Deutschlands
252
reich, Bayern, Würtemlerg, Sachsen, Hannover, beide
Hessen, Nassau, Neuß-Greiz und Liechtenstein. Nach der Ab-
stimmung verließ der preußische Gesandte die Sitzung mit der Erklä-
rung, daß der bisherige Bund gebrochen und für Preußen zu
bestehen aufgehört habe.
Am 15. Juni bot Preußen seinen nächsten Nachbarn unter den
Gegnern: Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau noch die
Hand zum Frieden unter Zusicherung ihres Besitzstandes, wenn sie bis
zum Abend desselben Tages die Erklärung abgäben, daß sie sich an dem
gegen Preußen beschlossenen Kriege nicht betheiligen würden. Da die
Antworten bei allen ablehnend lauteten, so rückten schon am 16. Juni
preußische Truppen in Hannover, Kurhessen und Sachsen ein und
am 18. Juni erließ der König von Preußen den nachstehenden Aufruf
an sein Volk:
Ls. „Aufruf an mein Volk!
In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampfe
auszieht, drängt es mich, zu meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der
tapfern Väter zu reden, zu denen vor einem halben Jahrhundert mein in Gott
ruhender Vater unvergeßliche Worte sprach. „Das Vaterland ist in
Gefahr!" Österreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe
in Waffen! Nur wenige Jahre sind es her, seit ich aus freiem Entschlüsse
und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Österreich die Bundes-
hand reichte, als es galt, ein deutsches Land von fremder Herrschaft zu be-
freien. Aus dem gemeinschaftlich vergossenen Blute, hoffte ich, würde eine
Waffenbrüderschaft erblühen, die zu fester, aus allseitiger Achtung und Aner-
kennung beruhender Bundesgenossenschaft und mit ihr zu all dem gemeinsamen
Wirken führen würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere
Bedeutung,, als Frucht hervorgehen sollte. Aber meine Hoffnung ist getäuscht
worden. Österreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland
beherrschten; in dem jüngeren, aber kräftig sich entwickelnden Preußen will es
keinen natürlichen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler
erkennen. Preußen — so "meint es — muß in allen seinen Bestrebungen be-
kämpft werden, weil, was Preußen frommt, Österreich schade. Die alte, un-
selige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert: Preußen soll ge-
schwächt, vernichtet, entehrt werden. Aber in meinem Volke lebt der Geist von
1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn wir
ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wahren, wenn
König und Volk, durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint, an
die Ehre desselben Gut und Blut zu setzen, für ihre höchste und heiligste Aus-
gabe halten. — Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer eines
Krieges zu ersparen, das weiß mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen
prüft. _ Nicht mein ist die Schuld, wenn mein Volk schweren Kamps kämpfen
und vielleicht harte Bedrängniß wird erdulden müssen: aber es ist uns kerne
Wahl mehr geblieben! Wir müssen fechten um unsere Existenz, wir müssen in
einen Kampf aus Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des
großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es aus
den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen,
auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, feines Volkes Tapferkeift Hingebung
und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir den Allmächtigen, den
Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß er unsere
Waffen segne! Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark
genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen als
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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253
der That nach zusammenhielt, und welches jetzt durch diejenigen zerrissen ist,
die das Recht und die Macht des nationalen Geistes fürchten, in anderer Ge-
statt fester und heilvoller zu erneuern.
Gott mit uns!
Berlin, dm 13. Juni 1866. Wilhelm."
3v. Der Krieg gegen Österreich.
(1866, Juni und Juli.)
Als am 16. Juni die preußischen Truppm in Sachsen, Hannover
und Kurhessen einrückten, hatte die sächsische Armee (23,000 Mann)
und die kurhessische (18,000 Mann), ohne Widerstand zu leisten, ihr
Land bereits geräumt und sich^ mit den Gegnern Preußens vereinigt,
erstere in Böhmen mit den Österreichern, letztere am Main mit
der Bundes-Armee. Der hannoverschen Armee (18,000 Mann)
war dies jedoch nicht gelungen; sie wurde nach einem am 27. Juni
bei Langensalza stattgefundenen Gefecht am 29. von den Preußen
eingeschlossen, zur Kapitulation*) genöthigt, entwaffnet und in ihre
Heimath geschickt. Binnen 14 Tagen hatte also Preußen von der
Nordsee bis zum thüringer Walde und bis zum Erzgebirge
allen Widerstand gebrochen und durch die Besetzung von Hannover,
Kurheffen und Sachsen seine norddeutschen Feinde aus einander ge-
sprengt. Mit voller^ Kraft konnte es sich nunmehr gegen seine süd-
deutschen Feinde: Österreich in Böhmen und die Bundes-Armee
am Main wenden.
In Mähren und Böhmen hatte Österreich in einem weiten
Bogen eine Armee von 250,000 Mann (darunter 23,000 Sachsen)
mit 800 Kanonen gegen Preußen ausgestellt und den Oberbefehl über
dieselbe dem Feldzeugmeister von Benedek übertragen. Die Haupt-
macht dieser Armee stand zwischen den Festungen Ölmütz, König-
grätz und Josephstadt. Die in Sachsen und Schlesien aufgestellte
preußische Armee, deren Ober-Kommando sich der König selbst vor-
behalten hatte, zählte 250,000 Mann mit 750 Geschützen. Sie war
in drei gesonderte Armeen eingetheilt: der rechteflügel, die Elbarmee
unter General Herwarth von Bittenfeld — das Centrum**), die
I. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl —• und der linke
Flügel, die Ii. Armee unter dem Kronprinzen. —
Feldzeugmeister von Benedek hatte, wie aus seinen Kundmachungen
hervorgeht, beabsichtigt, Preußen in Schlesien anzugreifen und direkt
auf Berlin loszumarschiren. Allein die preußischen Heerführer vereitelten
durch ihr rasches Handeln seine Pläne. Nach einem von dem Chef***)
des preußischen Generalstabes ch), Generallieutenant von Moltke, ent-
worfenen Kriegsplan, rückten sie von drei verschiedenen Seiten fast
gleichzeitig in Böhmen ein. In rasch auf einander folgenden bluti-
*) kapituliren — sich auf Vertrag ergebe»
**) Centrum — Mittelpunkt.
'***) Chef ---- Oberhaupt, Vorgesetzter.
1) Generalstab — der Rath der Hähern Befehlshaber eines Heeres.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Benedek Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich_Karl_—• Friedrich Karl Benedek Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sachsen Hannover Kurhessen Main Bundes-Armee Langensalza Nordsee Hannover Sachsen Main Sachsen Sachsen Berlin
257 —
Nach, der Schlacht hei Königgrätz verfolgten die Sieger die fliehende,
fast aufgelöste Armee, ohne ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung
gegen Wien. Als der König sein Hauptquartier bereits nach Nikolsburg
(12 Meilen von Wien) verlegt hatte, hat Österreich um Frieden. Am 23. August
■wurde zuprag der Friedensvertrag unterzeichnet, in welchem der Kaiser
von Österreich die Auflösung des deutschen Bundes anerkannte
und seine Zustimmung gab zu einer neuen Gestaltung Deutsch-
lands ohne Betheiligung des österreichischen Kaiserstaates.
Der Kaiser von Österreich übertrug ferner auf den König von Preussen
alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und ver-
pflichtete sich, an den König von Preussen 40 Millionen Thaler Kriegskosten
zu bezahlen.
Dagegen erklärte der König von Preussen sich bereit, das Königreich
Sachsen in seinem bisherigen Länderbesitz bestehen zulassen, unter dem
Vorbehalt, dass der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die Stellung
desselben zum norddeutschenbunde durch einen besonderen Friedens-
vertrag geordnet werde. Dieser Vertrag wurde am 21. Oktober abgeschlossen.
Nach demselben verpflichtete sich Sachsen, an Preussen 10 Millionen Thaler
Kriegskosten zu zahlen, dem norddeutschen Bunde beizutreten und den Ober-
befehl über die sächsischen Truppen dem Könige von Preussen
zu übertragen.
S2. Der Feldzug gegen die Bundesarmee.
(Vom 1. bis 27. Juli 1868.)
Während diese Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplätze erkämpft
wurden, war dem General Vogel von Falckenstein der Kampf
gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-Corps am Main
übertragen und ihm dazu eine Armee von nur 53,000 Mann mit
96 Geschützen überwiesen. Dieselbe erhielt von jetzt an den Namen
„Main-Armee" und bestand aus drei Divisionen*) unter den
Generalen von Goeben, von Beyer und von Manteuffel. Die
bayerische Armee zählte 60,000 Mann mit 136 Geschützen und
stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern; das
8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern, 12,000
Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000 Öster-
reichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter
dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Der Main-
Armee stand links die bayerische, rechts die Bundes-Armee
gegenüber. Am 1. Juli hatte sich die Main-Armee bei Eisenach
vereinigt. Unter fortwährend kleinen Gefechten ging sie von hier
südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, warf die bayerische
Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das bayerische Haupt-
corps am 4. Juli Lei Dermbach (zwischen Eisenach und Fulda)
zur Seite, zog dann zwischen den beiden feindlichen Armeen nach
Fulda und wandte sich am 9. Juli nach Unterfranken in Bayern.
Am 10. formte**) die Division Goeben bei Kissingen und die
Division Beyer bei Hammelburg die Übergänge über die fränkische
*) Division = Abtheilung eines Kriegsheerez.
**) formen = erzwingen.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausz.
17
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Extrahierte Personennamen: August Manteuffel Karl_von_Bayern Karl Alexander_von_Hessen Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Wien Nikolsburg Wien Preussen Preussen Preussen Sachsen Sachsens Sachsen Preussen Preussen Main Hessen Eisenach Fulda Main Eisenach Fulda Fulda Unterfranken Bayern Hammelburg Simultan-Ausz
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Extrahierte Personennamen: Manteuffel Manteuffel August
259
83. Der norddeutsche Bund.
(1867.)
„Einigung Deutschlands unter Preußens Führung!" --
das war schon seit langer Zeit das Ziel der Wünsche und Bestrebungen
aller Vaterlandsfreunde gewesen. Nach diesem Ziele hin hatte König
Wilhelm I. durch die glänzenden Erfolge des Krieges einen gewal-
tigen Schütt vorwärts gethan. Preußen ging aus demselben als die
alleinige, leitende Großmacht in Deutschland hervor. Nach her-
gestelltem Frieden war es daher des Königs erste Sorge, auf Grund der
Friedensverträge alle norddeutschen Staaten von der Nord- und Ostsee
bis zum Main und Erzgebirge zu einem mächtigen „norddeutschen
Bund" zu vereinigen — und in demselben aus dem getrennten
preußischen Staatsgebiet einen starken, fest zusammenhangen-
den Kern zu bilden. Zu diesem Zwecke wurden das Königreich
Hannover, das Kurfürstenthum Hessen, das Herzogthum
Nassau, die freie Stadt Frankfurt am Main und die Herzog-
thümer Schleswig-Holstein durch ein Gesetz mit dem preußischen
Staate für immer vereinigt. Sie bilden seitdem die drei neuerworbenen
Provinzen: Hannover, Hessen-Nassau und Schleswig-Holstein.
Das Gebiet des norddeutschen Bundes umfaßte bei feiner Grün-
dung 22 Staaten: Preußen, Sachsen, Mecklenburg-Schwerin,
-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Weimar,
-Coburg-Gotha, -Altenburg, -Meiningen, Schwarzburg-
Sondershausen, -Rudolstadt, Reuß-Greiz, -Schleiz,
Anhalt, Lippe-Detmold, -Schaumburg, Waldeck, Lübeck,
Bremen, Hamburg und den nördlich vom Main gelegenen Theil
des Großherzogthums Hessen.
Statt des losen Bandes, welches die deutschen Staaten zur Zeit
des „deutschen Bundes" nur zum Schein umschlang, wurde in
der „Verfassung des norddeutschen Bundes" ein festeres Band
geknüpft „zum Schutze des Bundesgebietes und des inner-
halb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der
Wohlfahrt des deutschen Volkes."
Die Gesetzgebung des Bundes wurde ausgeübt durch den Bun-
desrath und den Reichstag. Der Bund es rath bestand aus den
Vertretern der Regierung eines jeden zum Bunde gehörenden
Staates, der Reichstag aus den gewählten Abgeordneten
des Volkes. Zu einem Bundesgesetze war die Übereinstimmung
der Beschlüsse beider Versammlungen erforderlich.
^ An der Spitze des Bundes stand als Vundes-Prästdent der
König von Preußen, welcher den Bund völkerrechtlich zu ver-
treten, im Namen des Bundes Krieg zu erklären und Frieden zu
schließen, Bündnisse und Verträge mit fremden Staaten einzugehen
und Gesandte zu beglaubigen und zu empfangen berechtigt war.
Die gesammte Land- und Seemacht des Bundes war^eine einheit-
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TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Ostsee Main Hannover Hessen Frankfurt_am_Main Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassau Schleswig-Holstein Sachsen Mecklenburg-Schwerin Oldenburg Braunschweig Sachsen-Weimar Schwarzburg-
Sondershausen Lippe-Detmold Bremen Hamburg Main Hessen
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liche und stand unter dem Ober-Befehl des Königs von Preußen
als Bundes-Feldherrn.*)
Mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und
Baden, welche dem Norddeutschen Bunde nicht Leigetreten waren, hatte
Preußen „Schutz- und Trutzbündnisse" abgeschlossen, durch welche
im Falle eines Krieges der Oberbefehl auch über die süddeutschen
Truppen dem Könige von Preußen übertragen wurde, als dem
obersten Feldherrn der gesammten deutschen Kriegsmacht. —•
34. Veranlassung des Krieges gegen Frankreich.
(1870.)
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
Wenn es dem bösen Rachbar nicht gefällt."
(Schiller.)
Mit den Franzosen haben sich die Deutschen von jeher nicht gut
vertragen können. Seit drei Jahrhunderten ist Deutschland von ihnen
wiederholt übermüthig und raubgierig angegriffen worden. Sie haben
uns nicht bloß die Bisthümer Metz, Tüll**) und Birten***), son-
dern auch die schönen deutschen Länder Elsaß und Lothringen geraubt.
Im Jahre 1688 überzogen sie die Rheinpfalz und verwüsteten dieselbe
5 Jahre lang. Heidelberg, Mannheim, Speier, Worms, über-
haupt gegen 1200 Ortschaften wurden von ihnen ausgeplündert und
verbrannt. Selbst die Kaisergräber im Dom zu Speier wurden
zerstört, die Särge erbrochen und die Gebeine zerstreut! — Wie im
Anfang dieses Jahrhunderts Napoleon I., der Kaiser der Fran-
zosen, dem 1000jährigen deutschen Kaiserreiche ein Ende gemacht, und
wie er auf seinen Eroberungszügen in Deutschland gehaust hat, das ist
Euch aus der vaterländischen Geschichte bekannt. In den Befreiungs-
kriegen, 1813 bei Leipzig und 1815 bei Waterloo, haben die Deut-
schen Napoleon zwar wieder aus dem Lande gejagt, leider aber den
Franzosen das früher geraubte deutsche Land, Elsaß und Lothringen,
gelassen. Dadurch sind sie denn allmählich wieder so übermüthig ge-
worden, daß sie schon vor mehr denn 30 Jahren ein großes Geschrei
erhoben, sie müßten auch noch das linke Rheinufer haben, das ge-
höre zu ihrem Lande. Damals war es, als der Dichter Nikolaus
Becker in dem euch bekannten Rheinliede wie aus aller Deutschen Herzen
antwortete:
„Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrei'n" rc.
Und es blieb vorläufig bei dem Geschrei.
Im Jahre 1851 erhielten sie dann wieder einen Napoleon zum
Kaiser, und obgleich derselbe sich nur durch Eidbruch und blutige
Gewaltthat zu dieser Würde emporgeschwungen hatte, so hießen sie
ihn doch willkommen, weil sie glaubten, daß jetzt die glorreichen Erobe-
*) „Schwarz, weiß, roth" wurden die Farben der Norddeutschen „Bundesflagge".
**j Bon den Franzosen Ton! genannt, sprich: Tul.
**') „ h „ Verdun genannt, sprich: Werböng.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Napoleon_I. Napoleon Nikolaus
Becker Nikolaus Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würtemberg Baden Frankreich Deutschland Lothringen Rheinpfalz Heidelberg Mannheim Worms Deutschland Leipzig Lothringen Rheinliede Rhein